Die Kinder - Zurück!

Erfahrungen aus der Kinderkircharbeit

Als erstes muss natürlich in aller Deutlichkeit gesagt werden, keine Kinderkirche lässt sich kopieren! Kein Kind ist wie das andere, ebenso kein Mitarbeiter oder Mitarbeiterin, keine Gruppe und auch kein Raum ist wie der andere.

Die hier beschriebenen Erfahrungen beziehen sich auf meine Mitarbeit in der Kinderkirche in der ev. Kirchengemeinde Schönaich in Württemberg.

Wir hatten in Schönaich zwei Kindergottesdienste, neben einer sehr starken Sonntagsschularbeit am Ort!

Ort

  • Kindergottesdienst im Gemeindehaus
    Natürlich gibt es sehr starke Argumente, Kindergottesdienst in der Kirche zu halten. Die Argumente dafür gilt es auf jeden Fall ernst zu nehmen. Dennoch möchte ich mich hier stark machen für den Kindergottesdienst in Gemeindehäusern und Jugendräumen. Es ist hier nicht der Ort darüber zu philosophieren, wieso, weshalb, warum und inwiefern die Kinder heute anders sind als früher. Hier aber einige Gründe, warum ich für einen Kindergottesdienst im Gemeindehaus bin:
    • M.E. werde ich einer kind- und zeitgemäße Liturgie in Kirchenbänken auf Dauer nicht gerecht. Wir haben uns in einem Halb-Ei um den Altar gruppiert. Damit gab es auch genügend Platz vor den Kindern um z.B. bei Bewegungsliedern richtig aktiv zu werden.
    • Wir haben uns so nicht nur gegenseitig gesehen, sondern auch die Quatschmacher konnten wesentlich besser beobachtet werden, weil sie sich nicht in Ecken zurückziehen konnten.
    • Im Gemeindehaus konnten sich die Jüngsten auf Kissen eng um die ErzählerInnen gruppieren.
    • Wir konnten uns auch um Tische setzen, entsprechende Vertiefungsspiele und Bastelarbeiten machen.
    • Hier gibt es hoffentlich mehrere Räume, um mich mit den Kids in altersgemäße Kleingruppen ungestört (!) zurückziehen zu können.
  • Kindergottesdienst vor Ort
    Es bietet sich an, den Kindergottesdienst dort zu machen, wo auch die Kinder sind, sprich in Neubaugebieten usw.
    An großen, vielleicht auch nur langgezogenen Orten, bietet es sich zusätzlich an, an verschiedenen Orten Kindergottesdienste einzurichten. Wir müssen leider immer die "Trägheit der Masse" berücksichtigen.
  • Der Raum
    Achte auf die Kontinuität des Raumes. Wir Menschen hängen grundsätzlich an Kontinuitäten. Sie geben uns Sicherheit. Es ist ein schlechter Start, wenn Kinder zuerst völlig verunsichert werden, weil sie nicht wissen, wo sie die Gruppe suchen sollen. (Bei uns gab es noch vor 10 Jahren die Sitte, an jedem 3. Sonntag im Monat den Kindergottesdienst im Gottesdienst zu beginnen. Kinder wissen nicht wann der 3. Sonntag ist und Eltern denken auch nicht immer dran...)
    Achte auch auf die Atmosphäre des Raums.
    Entferne alles Störende! Ein Tischkicker ist eine wunderbare Sache, stört aber in den Räumen, in denen Kindergottesdienst gefeiert werden soll.

    Wie oben bereits beschrieben, wird in Schönaich an zwei Orten Kindergottesdienst gefeiert. Nur in den Sommerferien legen wir die Kinderkirchen zusammen. Es fällt aber auf, dass vorwiegend die Kinder das Angebot wahrnehmen, die sich zum entsprechenden Bezirk zählen, die anderen bleiben fern und selbst Fahrdienste werden nicht wahrgenommen. Ich kann mir dieses Phänomen nur mit der oben beschriebenen Kontinuität des Ortes erklären. Dasselbe haben wir auch bei Bezirksfesten erlebt. Als wir unser Sommerfest mit dem Bezirk außerhalb des Ortes feiern wollten, blieben die Kinder fern...

Zeit

Der Sonntag ist heute nicht mehr so sehr der Tag des Herrn, als vielmehr Ausschlaf- und Ausflugstag. Besonders die Älteren Kids wollen am Sonntag auspennen und schaffen es leider nicht in den Kindergottesdienst zu kommen. (Ich habe leider noch keine Lösung!)

Auch hier gilt es, die Kontinuität zu wahren. Ich halte nur wenig von 14-tägigen Programmen. Wer einmal nicht kann, muss schon einen ganzen Monat auf seinen Kindergottesdienst verzichten. Beziehungen können so gewiss nicht entstehen. Und es dürfte sich jeden Sonntag von neuem die Frage stellen, ist jetzt heute Kindergottesdienst oder nicht? Folge: Einige Kinder werden aus Unsicherheit gleich fern bleiben, andere werden nur einmal vor verschlossenen Türen stehen, und dann nicht mehr kommen.

Am besten ist es in meinen Augen, jeden Sonntag, immer zur gleichen Zeit (und am selben Ort, am besten mit denselben MitarbeiterInnen) Kindergottesdienst zu feiern. Ich glaube, dass der "Erfolg" nicht ausbleiben wird.

In Schönaich findet der Kindergottesdienst im Gemeindehaus bei der Kirche parallel zum Gottesdienst (10-11 Uhr) statt, während der zweite Kindergottesdienst im zweiten Gemeindehaus eine Stunde (11-12 Uhr) später stattfindet. Damit bieten wir sozusagen für jeden Geschmack etwas an. Die Kirchgänger können ihre Kinder getrost im Kindergottesdienst "abgeben" und die Langschläfer können später immer noch in den Kindergottesdienst gehen. Beides hat seine Vor- und Nachteile, aber beides wird je nachdem sehr gerne genutzt.

Alter

An diesem Punkt ist das rechte Mass zwischen Effektivität und den Kindern gerecht werden zu treffen. In Schönaich gibt es einmal drei und einmal vier Altersgruppen.
  • 3-4 Jahre: Es ist fantastisch wie unser Jüngsten voll dabei sind und alles aufsaugen, was sie hören und erleben. Zu Hause beginnen sie Kinderkirchlieder zu singen oder Opfereinsammeln mit den Puppen zu spielen... Gott sei Dank, haben wir MitarbeiterInnen, die ein großes Herz auch für diese Altersgruppe haben.
  • 5-6 Jahre: Im einen Kindergottesdienst ist diese Gruppe mit den 3-4 Jährigen zusammengelegt.
    Wenn die Räumlichkeiten und die Masse es zu lassen, empfiehlt es sich, dass für diese 1-2 Altersgruppe eine eigene Liturgie gestaltet wird.
  • 7-9 Jahre: Es ist sehr wichtig, schon diese Gruppe bei der Stange zu halten, sonst werden wir nie eine Gruppe der Großen bekommen.
  • 10-13 Jahre: Ich halte es für eine der wichtigsten Aufgaben, dafür zu sorgen, dass wir auch die Ältesten noch fordern und fördern! Sie müssen spüren, die MitarbeiterInnen wissen, dass wir keine Babys mehr sind. Wir singen auch mal Lieder, die unserem Alter entsprechen, wir machen Spiele, die uns Spaß machen und wir bleiben auch bei den Geschichten nicht auf dem Niveau der 4-Jährigen, immerhin kennen wir doch die meisten Geschichten schon auswendig.
Es ist mir bei meiner Altersgruppe der Ältesten immer wieder mal passiert, dass nur ein Kind gekommen ist. Ich habe dem Kind dann die Wahl gelassen, "Einzelbetreuung" zu erhalten oder in die Gruppe der Mittleren zu gehen. Mir ist gerade kein Fall bewusst, wo die Kinder sich nicht für die Einzelbetreuung entschieden hätten. Das ist natürlich auf den ersten Blick nicht sonderlich effektiv, manchmal auch frustrierend für die MitarbeiterInnen, aber m.E. der einzige Weg, tatsächlich auch ein Gruppe der Großen bei der Stange zu halten.

Aktionen

  • Einladeaktion
    Wir haben jedes Jahr nach den Sommerferien die Kinder von 3-12 Jahren zu den Kindergottesdiensten und der Sonntagsschule gemeinsam mit einer nett gestalteten Faltkarte eingeladen. Je älter die eingeladenen Kinder waren, desto weniger haben sie die Einladung angenommen. Dennoch, einige Ältere, die schon einige Zeit nicht mehr gekommen sind, haben sich durch diese Einladung wieder ansprechen lassen! (Manche Kinder brauchen auch unter dem Jahr mal eine Extra-Einladung!)
  • Bibelverteilaktion
    Die MitarbeiterInnen machen parallel zur allgemeinen Einladeaktion einen zuvor vom Pfarramt angekündigten Besuch bei den 5-Jährigen, um ihnen eine Kinderbibel zu schenken und sie zum Kindergottesdienst einzuladen. Viele dieser Kinder nehmen diese Einladung an und werden regelmäßige Besucher der Kindergottesdienste.
    Manche Besuche bleiben sehr knapp und distanziert, und manchmal öffnen sich Türen und Herzen...
    Es kann durchaus auch vorkommen, dass Eltern durch die Kinderbibel angesprochen werden...
  • Sommerfest
  • Krippenspiel
    Es mutet ein wenig seltsam an, aber die KinderkirchmitarbeiterInnen sollten sich spätestens mit den ersten Lebkuchen in den Regalen der Supermärkte Gedanken über das Krippenspiel machen...
    In Schönaich wurden einige sehr schöne Traditionen um das Krippenspiel gepflegt. Das Proben findet an den Samstagen in den Adventswochen statt. Dabei werden die etwa 30 SprecherInnen, je nach Szenen, zu unterschiedlichen Uhrzeiten eingeladen. Eine Probe dauert mind. 2 Stunden. Aber auch die Proben sind nicht nur Arbeit, sondern ein Gemeinschaftserlebnis besonderer Art.
    Für die Aufführung wird extra eine Holzbühne in den Chor eingebaut, damit man auch hinten in der Kirche noch was mitbekommen kann.
    Je mehr Mikros im Einsatz sind, desto besser. Die Proben finden selbstverständlich ebenfalls mit Micros statt.
    Um der Aufführung des Krippenspiels noch einen besonderen Touch zu verleihen, werden einfache Scheinwerfer aus dem Baumarkt in der Kirche aufgestellt und an einen Dimmer angeschlossen.
    Das Weihnachtsgeschenk ist eine besondere helle Brezel. (Dafür gibt's zu den Tauftagen besondere Geschenke!)
    In Schönaich schreiben die Mitarbeiterinnen die Krippenspiele meist selbst oder aber sie schneidern Vorhandene auf ihre Bedürfnisse zu. Diese Stücke sind dann den individuellen Gegebenheiten angepasst (Kinderzahl, Räumlichkeiten, Bühne, Theologie,...).
    Nur Mut, schreibt eure Stücke doch mal selbst!
    Uns war es immer wichtig, dass das Stück selbstsprechend ist und keiner angehängten Predigt mehr bedarf.
  • Abschiedsfest für die Ältesten
    Jedes Jahr werden in den Gruppen der Ältesten die Konfirmanden-Kinderkirchkinder verabschiedet. Dafür gibt es ein eigenes Fest an einem Samstagabend ab 18 Uhr, mit gemeinsamer Essensvorbereitung, Essen, Spielen und zum Schluss einem christlichen Video-Film mit vielen Knabbereien. Schluss ist gegen 22 Uhr.




Top

Back



Die letzte Änderung fand am 14.02.2004 statt.